Jahresbericht

Jahresbericht_2023

Liebe Leserin, lieber Leser, nachdem die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung im Laufe des Jahres 2022 gegründet und arbeitsfähig wurde, legen wir mit diesem Jahresbericht Rechenschaft ab über unser erstes ‚vollständiges‘ Geschäftsjahr. Verglichen mit der Ewigkeit, für die eine Stiftung gedacht ist, stecken wir damit immer noch in den Kinderschuhen. Damit verbinden sich die Notwendigkeit wie auch die wunderbare Freiheit, lernen zu dürfen. Dieser Erfahrung haben wir uns anvertraut. So haben wir im Laufe des vergangenen Jahres unsere Kriterien geschärft. Wiewohl unsere Stiftungszwecke unterschiedliche Tätigkeitsfelder vorsehen, darunter Bildung, Völkerverständigung und Gesundheits präven- tion, ist und bleibt doch die biologische Landwirtschaft – als eine nachhaltige und den Menschen wie der Umwelt förderliche Praxis – Ausgangspunkt unseres Handelns. Daher sollen von uns geförderte Maßnahmen auch dann, wenn sie nicht den Bio-Landbau im Fokus haben, einen Bezug zur ökologischen Landwirtschaft oder zumindest benachbarten Themen aufweisen. Das ist demnach Vorwort | 3 also zum Beispiel durch Maßnahmen denkbar, die dem Erhalt der Biodiversität, Waldschutz oder klimagerechter Ernährungsbildung dienen. gesellschaftlichen Eine weitere Erkenntnis aus dem Jahr 2023 ist, wie wesentlich uns gleichzeitig der bereits genannte Zweck der Bildungsförderung ist. Als bedauerliche Kehrseite unserer technologischen Entwicklung – die wir in Gestalt ihrer Vorzüge und Freiheiten zugleich nutzen und begrüßen – zeigt sich uns, dass es Kindern und jungen Menschen zunehmend an Erfahrungsräumen mangelt, in denen sie Bindung, Verbundenheit und Selbstwirksamkeit erfahren können. und im Gartenbauunterricht. Daher Einen solchen Erfahrungsraum sehen wir in Schulgärten und freuen wir uns, dass wir – neben der Förderung von Schulen insbesondere im Globalen Süden – in unserer Region Gemüseschulgärten ermöglichen können. Diesen Weg werden wir weiterverfolgen und haben entsprechend 2023 Vorbereitungen getroffen, unser Engagement für Bildung weiter auszubauen. Margarethe Epple Joseph Wilhelm Rosalie Dorn Der Stiftungsvorstand 2 | Inhalt 03 Vorwort 04 Was uns bewegt 05 Übersicht unserer Projekte und Initiativen 06 Stärkung der Bio-Landwirtschaft 08 Bio-Saatgut – der Samen für unsere Zukunft 10 Öko-soziale Projekte weltweit 14 Frauen stärken – ein Gemeinschaftsgarten in Gambia 16 Hekima – eine Schule für die Zukunft Afrikas 18 Bildung und öko-soziales Engagement in Deutschland und der Region 20 Notfallhilfen 22 Umwelt – Bienen und Waldschutz 24 Wer wir sind 25 Zuwendungen 26 Ergebnisrechnung vom 01.01.2023 bis 31.12.2023 27 Vermögensrechnung zum 31.12.2023 28 Finanzbericht 32 Impressum

4 | Was uns bewegt Übersicht unserer Projekte und Initiativen | 5 ÜBERSICHT UNSERER PROJEKTE UND INITIATIVEN 2023 haben wir Fördergelder für 32 Initiativen und Projekte weltweit bewilligt. LEITBILD Unsere Vision ist eine zukunftsfähige Welt, in der das Wohl von Menschen, Pﬂ anzen, Tieren und Umwelt gleicher maßen Berücksichtigung ﬁ ndet. Die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung (One World Organic Foundation) setzt sich als Zweck, im Inland und weltweit die Bio-Landwirtschaft voranzubringen, ökologische und soziale Projekte zu fördern und eine für alle gesunde Lebensweise zu stärken. HINTERGRUND 2022 ins Leben gerufen, reichen die Wurzeln der gemeinnützigen Stiftung mit Sitz in Legau im Allgäu weit zurück. Sie versteht sich als konsequente Weiter- entwicklung des ökologischen und sozialen Engagements der Rapunzel Naturkost GmbH. Das Unternehmen Rapunzel entstand 1974 aus der Idee heraus, die Bio-Landwirtschaft voranzubringen und auf diese Weise vollwertige Lebensmittel herzustellen, die allen gut tun und im wahrsten Sinne des Wortes gesund sind: nämlich für die Umwelt im Allgemeinen, für Pﬂ anzen und Tiere sowie für den einzelnen Menschen vom Anbau bis zum Konsumenten – und damit auch für die Gesellschaft. Die Stiftungsarbeit knüpft an das langjährige Engagement von Rapunzel Naturkost an und bündelt verschiedene bisherige Aktivitäten des Naturkostpioniers. Dazu zählen zum Beispiel der HAND IN HAND-Fonds, der über 20 Jahre lang nachhaltig öko-soziale Projekte in Ländern des Globalen Südens förderte, der One World Award als Mutmacherpreis für eine positive und den Menschen dienende Globalisierung oder der Einsatz für samenfestes Bio-Saatgut. WIR UNTERSTÜTZEN › den nationalen und internationalen Bio-Landbau und die Bio-Saatgutzüchtung › Aufklärung und Information über den Bio-Landbau sowie ein nachhaltiges und ökologisches Verhalten › nachhaltige öko-soziale Projekte im In- und Ausland › Schulen, Waisenhäuser, Resozialisierung und Ausbildungsprojekte hilfsbedürftiger Kinder und Jugendlicher › eine positive und den Menschen dienende Globalisierung › die Verständigung zwischen Menschen unterschied- licher Völker und Kulturen › gesundheitsfördernde Aktivitäten und Präventionsmaßnahmen › schuldlos in Not geratene Mitarbeitende von Rapunzel Naturkost und verbundenen Unternehmen Von uns geförderte Maßnahmen sollen möglichst auch dann, wenn sie nicht den Bio-Landbau im Fokus haben, im weiteren Kontext einen Bezug zur ökologischen Landwirtschaft oder zumindest eines „Bio-Gedankens“ aufweisen. Das kann zum Beispiel der Erhalt der Biodiversität, Waldschutz oder klimagerechte Ernährungsbildung sein. Erfahren Sie mehr! DAFÜR SETZEN WIR UNS 2023 EIN Unsere Förderungen stärken die Bio-Landwirtschaft und Bio-Saatgut, unterstützen Bildung – von Kindergärten über Schulen bis zur Aus- und Weiterbildung – und ermöglichen öko-soziale Projekte mit einem Schwerpunkt im Globalen Süden. Auch Notfallhilfen sowie Zuschüsse für Umweltschutzmaßnahmen wie Bienenprojekte und Waldschutz haben wir auf den Weg gebracht. DORT SIND WIR AKTIV Neben Maßnahmen in Deutschland, der Schweiz und der Europäischen Union haben wir Projekte in folgenden Ländern gefördert: Costa Rica, Panama, Peru, Bolivien, Gambia, Benin, Uganda, Tansania, Türkei, Indien, Laos und Philippinen. Erfahren Sie mehr über die Initiativen auf den folgenden Seiten.

Stärkung der Bio-Landwirtschaft Stärkung der Bio-Landwirtschaft | 7 NACHWUCHSFÖRDERUNG IM BIO-LANDBAU Ohne einen motivierten und fundiert ausgebildeten Nachwuchs hat der Bio-Landbau keine Zukunfts chancen. Daher fördern wir 2023 erneut die Biodynamische Ausbildung, die von sechs Trägern in Deutschland realisiert wird. Wir unterstützen daher das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, um unabhängige Forschung zu Ackergiften zu ermöglichen. Das Bündnis erarbeitet außerdem eine Roadmap hin zu einer enkeltauglichen Landwirtschaft im Dialog mit Landwirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. MEHR BIO IN BRÜSSEL IFOAM Organics Europe ist die europäische Dachorga- nisation für biologische Landwirtschaft und Ernährung. Seit über 20 Jahren setzt sie sich in der Europäischen Union für die ökologische Transformation der Landwirt- schaft ein. Wir unterstützen IFOAM Organics Europe mit einer mehrjährigen Förderung, damit an den Verhandlungs- tischen in Brüssel auch die Bio-Landwirtschaft ihre Stimme erhält. VERNETZEN UND SCHULEN: AGRARÖKOLOGIE WELTWEIT IFOAM Organics International, der Weltdachverband für biologische Landwirtschaft und Ernährung, leistete Wesentliches für den ökologischen Landbau, darunter die Etablierung von Bio-Standards in vielen Ländern. Mit der Organic Academy plant IFOAM, das globale ökologische Netzwerk auszubauen und weiter zu- entwickeln. Wegbereiter und Führungskräfte aus aller Welt – mit einem Schwerpunkt auf bäuerlich geführten Organi sationen im Globalen Süden – werden dezentral an der Organic Academy ausgebildet. Zentrale Themen sind bewährte ökologische und agrarökologische Praktiken, Marktzugang für Kleinbauern und anderes mehr. Wir fördern die Weiterentwicklung der Organic Academy über drei Jahre (2023–2025). Die dreijährige, duale und konsequent ökologische Berufsausbildung orientiert sich in Theorie und Praxis am Ideal des vielfältigen und möglichst geschlossenen Betriebskreislaufes. Auszubildende arbeiten während der Lehrzeit im Rahmen der betrieblichen Gepﬂ ogenheiten im Betrieb mit und lernen dabei die verschiedenen Tätigkeiten kennen und auszuführen. BILDUNGSOFFENSIVE FÜR FRUCHTBARE BÖDEN Fruchtbare, humusreiche Böden sind infolge der intensiven Landnutzung der letzten Jahrzehnte stark gefährdet. Die Degradation der Böden erweist sich damit als eine der großen globalen Herausforderungen neben Klimawandel und Verlust der Biodiversität. Daher unterstützen wir erneut die Bildungsoffensive BODEN.BILDEN der Bioland Stiftung. Sie begeistert Land- wirtInnen und BeraterInnen für den Schutz der Böden und vermittelt aktuelles Wissen aus der Forschung ebenso wie praxisnahe Methoden, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu fördern. ACKERGIFTE – NEIN DANKE! Eine wissenschaftliche Studie des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und des Umweltinstituts München belegte 2020, wie weit sich viele gesundheits- und umweltschädliche Pestizide über die Luft und sogar bis in Städte und Nationalparks hinein verbreiten. Dieser sogenannte Ferntransport von Pestizid-Wirkstoffen wird bislang im europäischen Pestizid-Zulassungsverfahren nicht ausreichend berücksichtigt.

SAATGUTFONDS – WARUM BIO-SAATGUT SO WICHTIG IST Bio-Saatgut ist in unseren Augen wesentlicher Baustein einer zukunftsfähigen und ökologischen Landwirtschaft. In der Züchtung von Bio-Saatgut sehen wir einen Schlüssel, die Vielfalt der Kulturpﬂ anzen wieder zu erhöhen und resiliente landwirtschaftliche Ökosysteme zu schaffen. Daher unterstützen wir den Saatgutfonds der Zukunfts- stiftung Landwirtschaft mit Fördermitteln. PASTA AUS SAMENFESTEN SORTEN Italien ist weltweit führend in der Verarbeitung von Bio-Hartweizen (Durum), insbesondere für Pasta, muss aber zugleich Bio-Hartweizen importieren. Da es im Land keine Züchtungsprogramme für den ökologischen Landbau gibt, haben die Bio-Landwirte die Wahl zwischen konventionellen Sorten und alten Sorten, die nicht immer den Bedürfnissen der Landwirte entsprechen. Wir fördern über die Stiftung Fintan ein internationales Züchtungsprojekt mit mehreren Partnern, darunter Fondazione Seminare il Futuro und Getreidezüchtung Peter Kunz, für eine zeitgemäße Bio-Hartweizen-Sorte. BIO-TOMATEN Rapunzel Naturkost ﬁ nanziert bereits seit Langem die Züchtung von ökologischem und samenfestem Saatgut. Die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung greift dieses Engagement auf und unterstützt die Entwicklung von Bio-Tomatensorten durch die Schweizer Stiftung Fintan und ihrem Projektpartner Sativa Rheinau. So vielfältig die Tomatenzucht für den Hausgarten ist, so wenig gibt es bisher an Bio-Züchtung für den industriellen Bio-Tomatenanbau. Eine erste Sorte wurde mit der „Mauro Rosso“ von Sativa entwickelt. Sie wird bereits in der landwirtschaftlichen Praxis verwendet. Von dieser Sorte ausgehend wird an einer weiteren Linienzüchtung gearbeitet. Ziel der Bio-Züchtung muss letztlich immer eine Vielfalt an Sorten sein. BIO-SONNENBLUMENKERNE Sogar auf Bio-Betrieben werden heutzutage überwiegend Hybrid-Sonnenblumen angebaut. Der Grund: Auf dem Saatgutmarkt ist bislang nichts anderes verfügbar. Rapunzel Naturkost unterstützte deshalb mit einigen anderen Bio-Unternehmen die Initiative Bio-Saatgut Bio-Saatgut – der Samen für unsere Zukunft | 9 Sonnenblumen (IBS). Ziel der Initiative ist es, biologische High-Oleic (HO)-Sonnenblumensorten zu züchten. Die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung unterstützt 2023 die Fortführung des Zuchtprojekts über die Stiftung Fintan. WIR UNTERSTÜTZEN AUFKLÄRUNG: IG SAATGUT Auch 2023 stellten wir Fördermittel für die Interessen- gemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit (IG Saatgut) zur Verfügung. Diese setzt sich seit 2005 mit Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit für gentechnikfreie Saatgutarbeit ein. Ziel der Interessengemeinschaft ist es, die Kulturpﬂ anzenvielfalt zu erhalten und weiter zu- entwickeln und dabei Lösungsansätze für unterschied- lichste Bedürfnisse zu entwickeln. Gleichzeitig drängt die IG Saatgut auf die Regulierung der sogenannten neuen Gentechnik. Denn mit den aktuellen Plänen der EU-Kommission drohen der Verlust von Kennzeichnungspﬂ icht für und Rückverfolgbarkeit von gentechnisch modiﬁ zierten Pﬂ anzen. NEUE GENTECHNIKEN – FÜR WAHLFREIHEIT UND RISIKOPRÜFUNG Über die Neuen Gentechniken, ihre Vorteile und Risiken und über mögliche Folgen für Züchtung, Land- und Lebensmittelwirtschaft und Konsum informiert das 16-seitige „Dossier Neue Gentechnik“, ein Sonderdruck der Zeitschrift Schrot & Korn. Die Leserinnen und Leser sollen so in die Lage versetzt werden, sich informiert an der Debatte über die künftige Regulierung dieser Techniken bzw. Organismen zu beteiligen. Wir ermöglichten den Druck mit einem Förderbeitrag. Bio-Saatgut – der Samen für unsere Zukunft

Öko-soziale Projekte weltweit ERNEUERBARE ENERGIE FÜR INDIGENE VÖLKER Die Solar-Initiative IMAGINE LIGHT sichert indigenen Völkern in den Regenwäldern Costa Ricas und Panamas den Zugang zu erneuerbarer Energie. Aus den Gemeinden werden dazu SolartechnikerInnen zur Installation, Wartung und Reparatur der Module ausgebildet. Diese Maßnahme ist Teil einer umfassenderen regionalen Initiative, die besonders auf die Ermächtigung von Frauen der indigenen Cabecar, Bribri und Embera abzielt, aber auch regenerative Agroforstwirtschaft fördert sowie Impulse liefert für eine Verbesserung der Bildungssituation, Ernährungssicherheit und anderen Lebensbereichen. Öko-soziale Projekte weltweit | 11 BOLIVIEN: WIEDERHERSTELLUNG DEGRADIERTER ÖKOSYSTEME Quinoa wächst im rauen Hochland der Anden bis auf 4.000 Meter Höhe. Die weltweit steigende Nachfrage nach dem nahrhaften Pseudogetreide eröffnet den Menschen vor Ort neue Einkommensmöglichkeiten – ein Segen für die strukturschwachen Hochlandregionen. Gleichzeitig führt dieser Quinoa-Boom aber auch zu einer Überbelastung der fragilen Böden im Andenhochland. ECOTOP betreibt, auch unterstützt von Rapunzel Naturkost, seit mehreren Jahren Feldversuche und Aufklärungsarbeit für einen ökologischen und regenerativen Quinoa-Anbau. 2023 bewilligte die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung dreijährige Fördermittel, um diese Maßnahmen in zwei Gemeinden des südlichen bolivianischen Hochlandes umzusetzen. Dabei sollen Ökosysteme mit Methoden der dynamischen Agroforstwirtschaft wiederhergestellt und die Bodenfruchtbarkeit erhöht und vor Winderosion geschützt werden. 2023 wurden 15 Gemeinde-SolartechnikerInnen ausge- bildet. Zu dieser Gruppe gehören auch fünf indigene Frauen der Cabecar- und Embera-Völker. Dies ist eine besondere Errungenschaft, da es aufgrund der geschlechtsspeziﬁ schen kulturellen Rollen und Normen nicht einfach ist, Frauen als Solartechnikerinnen zu mobilisieren. sozialen und Gleichzeitig ist ein Ziel, den Anbau resilienter zu gestalten angesichts sich verändernder klimatischer Bedingungen wie längere Fröste, zunehmender Wind und Dürren. Insbesondere junge Menschen der beiden Gemeinden sollen sensibilisiert und über neue Formen der Selbstorganisation gestärkt werden.

12 | Öko-soziale Projekte weltweit Öko-soziale Projekte weltweit | 13 UGANDA: ARMUTSBEKÄMPFUNG DURCH BIO- GETREIDEANBAU Die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung unterstützt ein seit 2016 laufendes Projekt ugandischer Sozialunternehmer und der Stiftung Stay. Im vorliegenden Projektzyklus werden dabei 300 KleinbäuerInnen in zwei Distrikten Ugandas optimierte und ökologische landwirtschaftliche Techniken erlernen und verfeinern, um sich an die sich verändernden Klimabedingungen anzupassen und ihre Ernteerträge zu erhöhen. So können sie einen Überschuss erwirtschaften, ihre Ernte teils weiterverkaufen und Einkommenssicherheit für ihre Familien schaffen. Es wird qualitativ hochwertiges Bio-Saatgut sowie Lern- und Dokumentationsmaterial für organischen Getreideanbau zur Verfügung gestellt, das als Grundlage für die Weiterentwicklung ihrer Arbeit dienen soll. So wird sichergestellt, dass der Weg aus der Armut nachhaltig und nicht auf Kosten der Umwelt erfolgt. Durch die kleinschrittige, auf den jeweiligen individuellen Erfolg angepasste Rückzahlung für das Saatgut und die Startmaterialien tragen die erfolgreichen BäuerInnen in einem nächsten Schritt dazu bei, den eingeschlagenen Weg auch für andere Mitglieder ihrer Communities zu öffnen, bis sich das Projekt selbst reﬁ nanziert. TRINKWASSERZISTERNEN FÜR FRAUENGEFÜHRTE HAUSHALTE Im Südwesten Ugandas ist die Frauenselbsthilfegruppe Gender Equality and Women Empowerment for Develop- ment (GWEFODE) aktiv, um von Frauen geführten Haushalten den sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser zu gewährleisten. Lange Fußwege zu oft verschmutzten Wasserstellen gehen auf Kosten des Schulbesuchs von Mädchen und von produktiver Zeit von Frauen, außerdem sind sie auf dem Weg immer wieder sexualisierter Gewalt ausgesetzt. GWEFODE errichtet Trinkwasserzisternen, um diesen Haushalten sicheren Zugang zu Trinkwasser zu gewährleisten. Die Pﬂ ege und den Erhalt der Zisternen übernehmen die Frauen. Nachdem das Projekt von Rapunzel Naturkost seit 2016 bereits über den HAND IN HAND-Fonds gefördert wurde, unterstützte die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung die Maßnahmen nun bereits zum zweiten Mal. EIN BRUNNEN IN BENIN Es sind bekannte Rahmenbedingungen: Einziger Zugang zu Wasser für die 2.000 Dorfbewohner des Dorfes Koko Sika in Benin ist ein mehrere Kilometer entfernter Fluss. Die negativen Folgen sind mannigfaltig und betreffen Gesundheit, Hygiene und Bildung, da Kinder Wasser holen müssen. Außerdem mangelt es an Sicherheit und die Landwirtschaft ist eingeschränkt, weil es keine Möglichkeiten zur Bewässerung gibt. Unter der Leitung der Diözese Parakou ist der Bau eines Brunnens geplant. In einem zweiten Schritt soll gemeinschaftlicher Anbau der Heilpﬂ anze Artemisia folgen. INDIEN: VERTRIEBSWEGE FÜR KLEINBÄUERLICHES BIO-GEMÜSE Bereits 2022 von der RAPUNZEL Eine Welt Bio- Stiftung gefördert, erhielt Timbaktu Collective für sein mehrjähriges Projekt 2023 eine Folgeförderung. Im von Trockenheit und Armut geprägten indischen Bundesstaat Andhra Pradesh organisieren sich rund 2.000 kleinbäuerliche Familien im Timbaktu Collective. Die Organisation unterstützt ihre Mitglieder im ökologischen Landbau, vor allem von Hirse, Linsen und Erdnüssen. Um die Bodenfruchtbarkeit durch eine vielseitigere Fruchtfolge zu fördern, das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern zu diversiﬁ zieren und die Ernährungslage zu verbessern, fördert das Timbaktu Collective den Anbau von Gemüse durch Feldstudien, Schulungen, Saatgutanzucht und andere Maßnahmen. Holz errichtet werden, was die Hygiene und die gesundheitlichen Rahmenbedingungen für die rund 80 Kinder erheblich verbesserte. WALDSCHUTZ UND INKLUSION Life-giving Forest e. V. unterstützt Menschen mit Behin- derung auf den Philippinen beim Pﬂ anzen und Pﬂ egen tropischer Regenwälder, beim Aufbau nachhaltiger Einkommensquellen im Bereich der Land- und Forstwirtschaft sowie der gesellschaftlichen Teilhabe. Auf der philippinischen Insel Luzon baut der Verein gemeinsam mit einheimischen Selbsthilfegruppen eine Demofarm für ökologische Agroforstwirtschaft inklusive einer Baumschule. Neben der Bewusstseinsbildung, dem Schutz von Pﬂ anzenarten und der Inklusion zielt das Projekt auf eine verbesserte Ernährungssicherheit. Die Arbeit von Life-giving Forest erhält seit mehreren Jahren Fördermittel von Rapunzel bzw. der RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung. NATURAL FARMING SYSTEM AUF DEN PHILIPPINEN Auf der philippinischen Insel Cebu haben Cebu Southern Ecological Farm und Inner Vision e.V., unterstützt von Rapunzel Naturkost, Ausbildungskurse in ökologischer Landwirtschaft etabliert. Bisher absolvierten 20 Klein- bäuerInnen diese Ausbildung erfolgreich. Die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung förderte 2023 die Vertiefung und Fortsetzung dieser Ausbildung. 30 BäuerInnen, die sich in der FSNOA (Farmers‘ Solidarity for Natural and Organic Agriculture) organisiert haben, nehmen an den Bio-Schulungen teil und werden ihre Erkenntnisse auf den eigenen Betrieben umsetzen. Timbaktu Collective baut im Sri Sathya Sai-Distrikt Vertriebsstrukturen auf. Kern der Maßnahmen im Jahr 2023 waren die Einrichtung und Eröffnung eines Ladengeschäfts für die Bio-Lebensmittel. 50 Bauern- familien proﬁ tieren vom Vertrieb ihrer Bio-Erzeugnisse, 250 weitere Bauernfamilien erhielten im Rahmen dieser Projektphase Schulungen. Vier junge Menschen konnten im Vertrieb und in der Führung des Ladens betriebswirtschaftliche Erfahrungen sammeln. Rund 300 Familien haben als regelmäßige Kunden Zugang zu biologisch erzeugten, frischen Lebensmitteln. LAOS: EIN KÜCHENHAUS FÜR 165 SCHULKINDER Die Mittelschule des Bergdorfs Phouluang in Laos wird von 165 SchülerInnen besucht, rund die Hälfte von ihnen stammt aus umliegenden Dörfern und lebt unter dem Schuljahr an der Schule. Sie mussten ihr Essen in einfachen kleinen Holzhütten zubereiten, in denen sie zu mehreren leben, schlafen und lernen. Education for Life unterstützte die Schule wiederholt mit Infrastrukturmaßnahmen wie Wasseranschluss und Toiletten. Mit einer Finanzierung durch die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung konnte eine Schulküche aus

Frauen stärken – ein Gemeinschaftsgarten in Gambia Frauen stärken – ein Gemeinschaftsgarten in Gambia | 15 Der Gemeinschaftsgarten Musolula Gardino verbessert die Ernährungssicherheit im Dorf. Überschüsse können die Frauen verkaufen und so eigenes Einkommen gene- rieren. Das stärkt die Position der Frauen, verringert die Geschlechterungleichheit und kommt infolge der Bildung der Kinder zugute. MUSOLULA GARDINO Das Dorf Boraba am Fluss Gambia in Westafrika, etwa 250 km oder fünf Stunden Fahrt von Gambias Hauptstadt Banjul entfernt, wird vor allem von Frauen, Kindern und alten Menschen bewohnt. Für die Frauen bestehen praktisch keine Möglichkeiten, im Dorf selbst Einkommen zu generieren, viele verfügen nur über rudimentäre Schulbildung. Die Infrastruktur ist schwach ausgebildet: Es gibt im Ort keine Strukturen, um Lebensmittel zu kaufen, keinen elektrischen Strom, kein ﬂ ießendes Wasser. Nach einem Dreivierteljahr sind bereits viele der Maßnahmen umgesetzt. Was noch aussteht, ist der Bau des Brunnens. Er steht als nächster Schritt an. Der Brunnen ist absolut essenziell für den Garten, da die Frauen sonst das Wasser für die Bewässerung lange Wege transportieren müssen. Sobald der Brunnen benutzbar ist, kann auch mit dem Aussäen der Samen und Einpﬂ anzen der Setz- linge begonnen werden. Das Land wurde von der Dorf- gemeinschaft dafür bereits vorbereitet und auch der Zaun steht. Übrigens haben sich bereits fünf Bienenvölker ange- siedelt, weitere werden voraussichtlich folgen. Der neu gegründete Nyodeema Foundation e.V., initiiert von einer deutsch-gambianischen Familie, realisiert mit der Dorfgemeinschaft einen Gemeinschaftsgarten. 80 Frauen sind bereits in das Projekt involviert. Auf einem halben Hektar bauen die Frauen Gemüse an, aber auch verschiedene Obstbäume. Außerdem halten sie Bienen. Einheimische Experten schulen die Frauen in den Methoden des Bio-Landbaus und der Imkerei. Ein Zaun sichert das Gelände vor streunenden Tieren, ein Brunnen erlaubt Bewässerung und ein neu errichtetes Gebäude dient als Werkzeuglager und zur Verarbeitung.

Hekima – eine Schule für die Zukunft Afrikas Hekima – eine Schule für die Zukunft Afrikas | 17 HEKIMA GIRLS‘ SECONDARY SCHOOL IN TANSANIA Die Hekima Girls’ Secondary School bei Bukoba am Victoria-See bietet rund 400 Mädchen eine weiterführende Schulbildung. Für die Frauen dieser ländlich geprägten und wirtschaftlich ärmlichen Region Tansanias bedeutet die Schule eine große Chance. Der Ruf der Einrichtung gilt landesweit als hervorragend, Absolventinnen ermöglicht die Schule den Zugang zu Hochschulen und Universitäten. Gleichzeitig legt die Schule großen Wert darauf, Bio-Anbau in den Lehrplan zu integrieren. UNSERE MASSNAHMEN Rapunzel Naturkost unterstützt die Hekima-Schule seit rund 20 Jahren. Die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung greift dieses Engagement auf. 2022 bewilligten wir Fördermittel für den Bau neuer Schultoiletten. Der Zuschuss wurde 2023 ausgezahlt, der Bau steht kurz vor der Fertigstellung. 2011 wurde mit Hilfe von Rapunzel Naturkost die erste Solaranlage an der Schule installiert. 2023 unterstützten wir die Reparatur mit den Mitteln für Ersatzteile und den Austausch des Wechselrichters. Die Arbeit im Garten und eine Schulung im Bio-Landbau sind daher fester Bestandteil des Schulalltags. Dieses Wissen bringen die Mädchen mit nach Hause in ihre Elternhäuser und setzen so eine langsame Veränderung zu einer umweltgerechteren Landwirtschaft in Gang. Wie wichtig das ist, zeigt der auch in Tansania wachsende Einﬂ uss internationaler Agrarkonzerne. Haben wir bis dahin vorwiegend Infrastrukturmaßnahmen an der Schule unterstützt, kommt die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung nun auch für Schulgeld für Mädchen aus armen, meist kleinbäuerlichen Verhältnissen auf, die sonst die weiterführende Schule nicht besuchen könnten. Wir garantieren 20 Mädchen das Schulgeld für den vierjährigen Bildungsweg, inklusive Schulausstattung und einer Notfallreserve zum Beispiel für medizinische Behandlungen.

Bildung und öko-soziales Engagement in Deutschland und der Region | 19 „Bildung und damit die Förderung von Kindern und Jugendlichen ist echte Zukunftsarbeit. Daher unterstützen wir beispielsweise Gemüsegärten an Schulen, ob hier bei uns im Allgäu oder auch in Afrika – wo sie mit ihrem Beitrag zur Ernährungssicherheit nochmals eine ganz andere Bedeutung gewinnen.“ Vorstandsvorsitzender Joseph Wilhelm GEMÜSEGÄRTEN AN SCHULEN 2023 bewilligte die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung Fördermittel für drei Schulgärten in der Region. Zwei davon starten ihren Schulacker im Frühjahr 2024. Umgesetzt wird das Bildungsprogramm GemüseAckerdemie durch Acker e. V. Der Verein begleitet die Schulgärten über vier Jahre lang, damit die Schulen ausreichend Zeit haben, Erfahrungen und Wissen zu sammeln und ihren Garten an der Schule zu verankern. INTERVIEW MIT KRISTINA WUCHER Schuldirektorin der Grundschule Martinszell Stiftung: Frau Wucher, was motiviert Sie dazu, einen Schulgarten anzulegen? Kristina Wucher: Kinder sind heute so weit von den natürlichen Kreisläufen entfernt, selbst hier auf dem Land. Und Begreifen entwickelt sich übers Greifen … Stiftung: Welchen Wunsch verbinden Sie darüber hinaus mit dem Garten? Kristina Wucher: Kinder dürfen erfahren, dass Lebensmittel Arbeit bedeuten. Gleichzeitig hoffe ich, dass die Kinder mit diesem Garten eine kleine Ruheoase ﬁ nden. WALDKINDERGÄRTEN IN DER REGION Nach 2022 erhielten auch 2023 fünf naturpädagogische Einrichtungen aus dem Allgäu und aus Oberschwaben eine Weihnachtsspende. Wald- und Naturkindergärten bieten Kindern durch den gesamten Jahreskreislauf hindurch einen Erfahrungs- spielraum in der Natur. Die Sinnes wahr nehmung, die motorische Entwicklung und das soziale Lernen werden dabei gefördert. Gleichzeitig erleben die Kinder den jahreszeitlichen Rhythmus und werden für ökologische Zusammenhänge sensibilisiert. Bildung und öko-soziales Engagement in Deutschland und der Region

Notfallhilfen Notfallhilfen | 21 ERDBEBENHILFE FÜR BIO-APRIKOSENBAUERN IN DER TÜRKEI Verheerende Erdbeben betrafen im Februar 2023 das türkisch-syrische Grenzgebiet. Die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung unterstützte vom Erdbeben betroffene Familien in der türkischen Region Malatya. Gemeinsam mit Agraringenieuren von Rapunzel Türkei versorgte die Stiftung obdachlos gewordene Bio-Landwirte und -wirtinnen aus dem Rapunzel Türkei-Anbau-Projekt mit Wohncontainern. EL NIÑO: SOFORTHILFE NACH ÜBERSCHWEMMUNGEN IN PERU Im März 2023 führte der Wirbelsturm Yaku – ausgelöst durch das Wetterphänomen El Niño – zu massiven Überschwemmungen im Norden Perus. Zahllose Häuser, Infrastruktur und Anbauﬂ ächen wurden in der Region Piura zerstört, Vieh und in Einzelfällen auch Menschen kamen ums Leben. Kleinbäuerliche Familien der Kooperative Norandino, einem Kaffeelieferanten von Rapunzel Naturkost, waren betroffen. Außerdem ﬁ nanzierten wir landwirtschaftliche Aus- stattung, die im Zuge der Beben zerstört wurde, darunter Erntekisten für die Bio-Aprikosen. Wir planen, auch darüber hinaus die betroffene Region zu unterstützen. Mit einer Soforthilfe konnten wir in Zusammenarbeit mit der vor Ort ansässigen Fundación Cepicafé rund 1.000 Familien mit Lebensmitteln, Schulmaterialien, Kleidung und Medikamenten versorgen. NOTFALLHILFE FÜR RAPUNZEL MITARBEITENDE Schuldlos in Not geratene Mitarbeitende von Rapunzel Naturkost und verbundenen Unternehmen (Schwester-, Tochterunternehmen) können einen Antrag auf Unter- stützung stellen, wenn sie infolge ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustandes auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Eine entsprechende Sachspende zur Milderung der persönlichen Hilfsbedürftigkeit wurde 2023 einmal geleistet.

Umwelt – Bienen und Waldschutz | 23 So kann basierend auf den Ergebnissen von Boffs Studien ein nicht-letaler Test entwickelt werden, bei dem ein Abstrich der Körperoberﬂ äche von Wildbienen genommen und dessen chemischer „Fingerabdruck“ in einem standardisierten Verfahren bestimmt werden kann. Solch ein Testverfahren wäre das erste seiner Art und ein wichtiger Schritt, um die Artenvielfalt von Bestäubern auf landwirtschaftlichen Flächen besser schützen zu können. WALDSCHUTZ UND AUFFORSTUNG Plant-for-the-Planet ist eine globale Bewegung, die Jung und Alt dazu ermutigt, Wälder wiederherzustellen und für Klimagerechtigkeit zu kämpfen. Die Regionalgruppe „Göttingen pﬂ anzt“ verschreibt sich seit 2010 der Aufforstung vor Ort, um die Artenvielfalt zu fördern und den Klimawandel abzumildern. Konkret geht es ihr darum, artenreich aufzuforsten für den dringend erforderlichen Waldumbau hin zu trockenheitsresistenteren Laub- und Mischwäldern. Außerdem pﬂ egt sie Streuobstwiesen und unterstützt Bio-Betriebe dabei, Agroforstelemente einzubinden. Zu jeder Aktion bietet „Göttingen pﬂ anzt“ ein professio- nelles Waldpädagogik-Programm für Kinder und Jugend- liche an. Denn das gemeinsame Erleben und Handeln ist ein wichtiger Teil der Aktivitäten. „Wenn viele Bäume gefällt werden, müssen ja auch neue wieder entstehen, viele Bäume binden das CO2 und produzieren Sauerstoff“, erläutert Teilnehmerin Greta ihre Motivation. „Und weil es einfach Spaß macht, was zu pﬂ anzen. Ich habe noch nie Bäume gepﬂ anzt und einen Wald entstehen lassen.“ WESENSGEMÄSSE BIENENHALTUNG Die Zahl der Imkerei betreibenden Menschen in Deutschland steigt stetig. Viele sind dabei getragen von der Motivation, einen nachhaltigen und ökologisch wertvollen Beitrag zu leisten. Imkerkurse folgen allerdings oft den Maximen der Berufsimkerei, propagieren also verschiedene Eingriffe ins Bienenvolk unter dem ökonomischen Efﬁ zienzgedanken. Diese Bienenhaltung ist nicht wesensgemäß und viele Interessierte erkennen, dass ihr eigentliches ökologisches Anliegen nicht oder nur teilweise erfüllt wird. Hier setzt Mellifera e.V. mit Schulungsangeboten an für Imkerinnen und Imker, die auf eine wesensgemäße Bienenhaltung umstellen möchten. Der Verein hat bereits Tausende von Menschen mit dem Einsteigerkurs „Mit den Bienen durchs Jahr“ geschult. Nun erprobt Mellifera sein Schulungsprogramm, um bereits erfahrenen Imkernden, die ihre Bienen meist konventionell halten, Angebote zur Umstellung auf die wesensgemäße Bienenhaltung zu unterbreiten. Dieses Pilotprojekt wird an mehreren Standorten durchgeführt. SCHUTZ DER WILDBIENEN Wir koﬁ nanzieren erstmalig eine wissenschaftliche Studie der Aurelia Stiftung über Artenvielfalt und Reproduktion von Wildbienen auf Agrarﬂ ächen. Es geht dabei darum zu verstehen, wie Unterschiede in landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsformen das Leben von Wildbienen beeinﬂ ussen. Die Fördermittel erlauben dem wissenschaftlichen Mitar- beiter Dr. Samuel Boff der Universität Ulm, sein Projekt „Diversität und Reproduktion von Solitärbienen auf ökologischen und konventionellen landwirtschaftlichen Betrieben“ auszuführen. Umwelt – Bienen und Waldschutz

24 | Wer wir sind VORSTAND DER STIFTUNG Joseph Wilhelm Margarethe Epple Rosalie Dorn STIFTUNGSRAT Leonhard Wilhelm Seraphine Wilhelm Barbara Altmann Justina Wilhelm Meike Bauer KOORDINATION Holger Epp GRÜNDUNGSSTIFTERINNEN Joseph Wilhelm Margarethe Epple Seraphine Wilhelm Justina Wilhelm Meike Bauer Leonhard Wilhelm Rosalie Dorn Rapunzel Naturkost GmbH „Als Stiftung liegt es uns am Herzen, Bildung und Erziehung mit Bio-Landwirtschaft und allgemein ökologischer Nachhaltigkeit zu verbinden.“ Meike Bauer „Bildung und damit die Förderung von Kindern und Jugendlichen ist echte Zukunftsarbeit.“ Joseph Wilhelm „Wir sind davon überzeugt, dass der ökologische Landbau Lösungen bietet für eine klimaresiliente Landwirtschaft – und damit auch weltweit die Ernährungssicherheit verbessert.“ Barbara Altmann Zuwendungen | 25 ZUWENDUNGEN Die Rapunzel Naturkost GmbH verpﬂ ichtet sich selbst zu jährlichen Spenden an die RAPUNZEL Eine Welt Bio- Stiftung. Dazu kommen Zuwendungen von Privatpersonen und anderen Unternehmen. Rapunzel HAND IN HAND-Spende Rapunzel Bio-Cent Aus dem ﬁ rmeneigenen Fair-Trade-Programm HAND IN HAND heraus garantiert Rapunzel der Stiftung eine jährliche sogenannte HAND IN HAND-Spende (früher HAND IN HAND-Fonds, gegründet 1998). Sie beläuft sich auf ein Prozent der Einkaufswerte der HAND IN HAND- Rohstoffe, die das Unternehmen pro Kalenderjahr von den HAND IN HAND-Partnern, also seinen Fair-Trade- Lieferanten, bezieht. Diese Mittel ﬁ nden für ökologische und soziale Projekte in Ländern des Globalen Südens Verwendung. Mit dem 2022 ins Leben gerufenen Bio-Cent bringt Rapunzel Naturkost noch weitere Spenden in die Stiftung ein. Denn das Unternehmen spendet für jedes verkaufte Produkt ein Cent an die Stiftung – ein kleiner Betrag, der in der Summe Großes bewirkt. Der Bio-Cent vervielfacht den seit 1998 von Rapunzel jährlich geleisteten Betrag der HAND IN HAND-Spende und stärkt die Stiftung damit dauerhaft. DANKE FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen privaten und Firmenspenderinnen und -spendern! Ihre großzügige Unterstützung für eine zukunftsfähige Welt erlaubt es uns, Projekte für das Wohl von Menschen, Pﬂ anzen, Tieren und Umwelt umzusetzen. Jede Spende macht einen Unterschied und wirkt. Eine Auswahl unserer Spendenpartner:

26 | Ergebnisrechnung vom 01.01.2023 bis 31.12.2023 Vermögensrechnung zum 31.12.2023 | 27 ERGEBNISRECHNUNG VOM 01.01.2023 BIS 31.12.2023 VERMÖGENSRECHNUNG ZUM 31.12.2023 Geschäftsjahr EUR Vorjahr EUR AKTIVA I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 1.535,10 0,00 II. Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Erträge 1. Erträge aus Spenden 805.336,25 185.274,96 2. Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 3. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 4. Gesamtleistung 8.731,91 5.847,96 0,00 2,20 819.916,12 185.277,16 Aufwendungen 5. Sonstige betriebliche Aufwendungen a) Reparaturen und Instandhaltungen b) Werbe- und Reisekosten c) Verschiedene betriebliche Kosten d) Projekt- und Fördermittel e) sonstige Kosten 1.865,35 5.038,25 49.621,33 286.122,19 0,00 0,00 12.267,89 7.082,50 70.500,00 497,25 6. Summe der Aufwendungen 342.647,12 90.347,64 7. Jahresergebnis 477.269,00 94.929,52 8. Einstellungen in Ergebnisrücklagen a) In sonstige Ergebnisrücklagen aa) Sonstige Ergebnisrücklagen 85.092,00 18.527,00 9. Ergebnisvortrag 392.177,00 76.402,52 A. Anlagevermögen I. Finanzanlagen 1. Wertpapiere des Anlagevermögens Summe Anlagevermögen B. Umlaufvermögen Kreditinstituten und Schecks Summe Umlaufvermögen C. Rechnungsabgrenzungsposten SUMME DER AKTIVA PASSIVA A. Eigenkapital I. Errichtungskapital II. Rücklagen 1. Ergebnisrücklage a) Freie Rücklage III. Ergebnisvortrag B. Rückstellungen C. Verbindlichkeiten SUMME DER PASSIVA Geschäftsjahr EUR Vorjahr EUR 474.000,00 474.000,00 474.000,00 474.000,00 646.793,64 125.798,62 648.328,74 125.798,62 65,45 130,90 1.122.394,19 599.929,52 Geschäftsjahr EUR Vorjahr EUR 500.000,00 500.000,00 103.619,00 468.579,52 20.000,00 30.195,67 18.527,00 76.402,52 5.000,00 0,00 1.122.394,19 599.929,52

28 | Finanzbericht Finanzbericht | 29 ERLÄUTERUNG ZUM JAHRESABSCHLUSS Im Berichtsjahr wurden EUR 805.336,25 an Zuwendungen vereinnahmt und EUR 286.122,19 für Stiftungszwecke ausgegeben. Die bereits zugesagten, aber noch nicht ausbezahlten Förderungen betragen EUR 215.993,50. UNSERE FÖRDERSCHWERPUNKTE Viele Projekte bilden mehrere unserer thematischen Schwerpunkte ab. Berücksichtigt haben wir für diese Verteilung das jeweils wesentliche Thema. Die aufgewendeten Projekt- und Fördermittel in Höhe von EUR 286.122,19 verteilen sich auf 32 Projekte. Diese lassen sich folgenden Themen zuordnen: HERKUNFT DER SPENDEN Rapunzel GmbH Bio-Cent 77 % EUR 621.633,00 Rapunzel GmbH HAND IN HAND-Spende 17 % EUR 134.283,20 Andere unternehmerische Spenden 4 % EUR 32.717,48 Private Spenden 2 % EUR 16.702,57 Bio-Landwirtschaft 28 % Bio-Saatgut 19 % Umwelt 12 % Bildung 16 % Soziales 25 % ZWECKGEBUNDENE SPENDEN EUR 36.783,08 der Erträge waren zweckgebundene Spenden. Das sind 4,6 % der Gesamtspenden. ERLÄUTERUNG ZUM ERGEBNISVORTRAG Geplant ist, diese Mittel 2024 als Fördermittel zu vergeben bzw. auszubezahlen. FINANZIELLE VERPFLICHTUNGEN FÜR FOLGEJAHRE Die Stiftung hat bereits Zuwendungszusagen für Folgejahre in Höhe vom EUR 215.993,50 erteilt. Für das Jahr 2024 sind dies EUR 125.443,50, für 2025 EUR 56.800,00, für 2026 EUR 26.250,00 und für 2027 EUR 7.500,00. GEOGRAPHISCHE VERTEILUNG DER GEFÖRDERTEN PROJEKTE Deutschland 34 % Europa 16 % Afrika 19 % Asien 19 % Mittel- und Südamerika 9 % Global 3 %

30 | Finanzbericht | 31 VERWALTUNG UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Die Ausgaben für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit in Höhe von EUR 55.618,37 machen 16,3 % der Gesamtausgaben aus. Dieser Anteil schlüsselt sich folgendermaßen auf: Verwaltungskosten 45 % Prüfungskosten 27 % Werbe- und Reisekosten 9 % Sonstige Verwaltungskosten 19 % Auf die Gesamtleistung (Spendeneinnahmen) bezogen, entsprechen die Verwaltungskosten 6,8 %. PRÜFUNG Für das Geschäftsjahr 2023 wurde die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung geprüft von Wiesmaier und Kollegen GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. STEUERLICHE VERHÄLTNISSE Die Stiftung wird beim Finanzamt Memmingen-Mindelheim unter der St.-Nr. 138/110/3038 geführt. Das Finanzamt Memmingen-Mindelheim hat mit Bescheid nach § 60a Abs. 1 AO vom 4. März 2022 festgestellt, dass die Stiftung die satzungsmäßigen Voraussetzungen nach den §§ 51, 59, 60 und 61 AO erfüllt und gemeinnützige Zwecke fördert. ANLAGEKRITERIEN Die RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung legt Wert darauf, auch in der Anlage ihres Grundstockvermögens den eigenen Maßstäben und Werten gerecht zu werden. Unsere Anlage vereint dabei wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit und erfüllt umfangreiche und strenge Klimakriterien. Kontroverse Geschäftspraktiken und -felder sind ausgeschlossen. Ihre Unterstützung wirkt SPENDENKONTO DER R APUNZEL E INE WELT BIO -S T IF T UNG Landesbank Baden-Württemberg IBAN: DE44 6005 0101 0004 1028 49 SWIFT/BIC: SOLADEST600 SIE HABEN FRAGEN? Kontaktieren Sie uns: E-Mail: info@rapunzelbiostiftung.de Tel.: +49 (0)83 30 5 29-13 20

IMPRESSUM Herausgegeben durch RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung Rapunzelstraße 1 87764 Legau E-Mail: info@rapunzelbiostiftung.de www. rapunzelbiostiftung.de Redaktion Holger Epp Bildnachweis Fides 20, Göttingen pﬂ anzt 22, 23 (r), GWEFODE 12 (r), Hekima Girls’ Secondary School 17 (l), Tobias Klaus 16, Nicole León 11 (l), 31, Live-giving Forest 4 (l.), 10, 13 (r), Netzwerk Biodynamische Bildung 4 (r), 7 (l), RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung 18, 19, Rapunzel Naturkost 1, 3, 6, 7 (r), 9, 11 (r), 17 (r), 21, 23 (l), 24, Sativa Rheinau 8, Stiftung Stay 12 (l), Bente Stachowske 14, 15, Timbaktu Collective 13 (l) Gestaltung VIERPUNKT GmbH, Legau Druck Uhl-Media GmbH, Bad Grönenbach Umweltfreundlich gedruckt auf 100 % Recycling-Papier mit mineralölfreien Öko-Druckfarben, chemie- und wasserfreie Druckplattenherstellung. Klimaneutrale Druckproduktion. ©RAPUNZEL Eine Welt Bio-Stiftung, September 2024